Gewaltpräventive Männerarbeit

Projektjahr
Text

Die häusliche Gewalt, insbesondere die Morde an Frauen in Österreich stellen ein sehr dringendes und gravierendes Problem dar, das in seiner Form periodenhaft gehäuft auftritt. Der Dachverband Männerarbeit Österreich sieht sich in der Pflicht, sich diesem Problem mit all der Expertise und Fachlichkeit zu stellen. Hier werden hegemonial männliche gesellschaftliche Verhältnisse und als deren realer Niederschlag gewaltbetonte Männlichkeiten als wesentlicher Begründungsfaktor für die Ausübung häuslicher Gewalt von Männern gegenüber Personen im sozialen Nahraum (z.B. Partner*innen, Kindern) gesehen.

Das Sozialministerium hat die Notwendigkeit in diesem Bereich erkannt und fördert die Gewaltpräventive Männerberatung des DMÖ. Diese Projekte sind dem Bereich der primären Gewaltprävention zuzuordnen. Dadurch soll es österreichweit zu einem Angebot für Männerberatung kommen, das Männer niederschwellig und frühzeitig erreicht, um eskalierende Konflikte, gewaltvolle Entwicklungen und fremd- sowie selbstgefährdendes Verhalten zu verhindern. In allen Bundesländern sollen mit dem Förderprogramm möglichst gut erreichbare Beratungsmöglichkeiten für Männer gewährleistet werden bzw. entstehen.

Männerberatung ist professionelle psychosoziale Beratung im Einzel- oder Gruppensetting, die sich an Männer und männliche Jugendliche richtet und eine breite Palette von Themen umfasst (Gesundheit, Partnerschaft, Sexualität, Opfererfahrungen, Arbeit, berufliche Probleme, soziale Isolation und Problemlagen, familiäre Probleme, Partnerschaftskonflikte, Trennung, Scheidung, Obsorge, Gewaltverhalten in der Familie und außerhalb etc.).

Gewaltprävention ist ebenso ein Arbeitsfeld vieler Einrichtungen, die im DMÖ organisiert sind. Gewaltprävention kann im Vorfeld von Gewalthandlungen erfolgen und verhindern, dass Gewalt überhaupt auftritt (primäre Prävention); in diesem Zusammenhang können Aktivitäten als Gewaltprävention betrachtet werden, die Identitäten und Selbstkonzepte fördern, in denen destruktive und gewaltaffine Komponenten unwahrscheinlich werden. Ein besonderes Augenmerk gilt es dabei auf sonst schwer erreichbare Zielgruppen zu legen, die etwa aus Gründen der sozialen Benachteiligung, Sprachhürden, Wohnlage (etwa im ländlichen Bereich) nur schwer zu erreichen sind. Die Niederschwelligkeit ist von daher ein wesentliches Kriterium gerade diese Zielgruppen zu erreichen.

Männerberatung, die darauf abzielt, dass kritische Situationen wie Trennung, Scheidung, Obsorgekonflikte etc. konstruktiv und de-eskalierend verlaufen, erfüllt eine primär-gewaltpräventive Funktion in einem besonderen Sinne. Häufig bilden solche Situationen den Kontext, in dem Gewaltverhalten von Männern auftritt. Die Männerberatung in einem anonymen und vertraulichen Setting ist die adäquate gewaltpräventive Vorgangsweise in diesem Zusammenhang.

Die angebotenen Leistungen durch die Mitglieder des DMÖ im Rahmen des vorliegenden Projekts legen vor diesem Hintergrund den Schwerpunkt auf die primäre Prävention und somit gewaltpräventive (und niederschwellige) Männerberatung. 

Projektthemen
Projekttyp
Projektzeitraum
2021-2023

Gewaltpräventive Buben- und Burschenarbeit

Projektjahr
Text

Geschlechtssensible Buben- und Burschenarbeit ist ein wichtiges und wesentliches Instrument der Gewaltprävention. In Österreich gibt es dazu sehr gut qualifizierte Fachkräfte, Institutionen und Einrichtungen. In den Workshops mit Buben und Burschen werden gewaltfördernde und hegemoniale Bilder von Männlichkeit gemeinsam mit den Burschen zum Thema gemacht und bearbeitet. Nach wie vor ist der Druck in den männlichen Peer Groups sehr hoch, bestimmten „toxischen“ Männlichkeitsbildern zu folgen, um Anerkennung unter Gleichaltrigen zu erhalten. Diese Männerbilder enthalten auf vielfache Weise gewaltfördernde Einstellungen, etwa durch das Verbergen und Unterdrücken von Gefühlen, die mit Schwäche oder Unmännlichkeit verbunden sind, oder aber dem realen und/oder symbolischen Inszenieren männlicher Überlegenheit gegenüber Frauen und Mädchen (sowie gegenüber Burschen und Männern, die den hegemonialen Männlichkeitsbildern nicht entsprechen können oder wollen).

In der alltäglichen Praxis von vielen Männern äußert sich die phantasierte wie reale gesellschaftliche Machtposition, indem Frauen oder abgewertete Formen von Männlichkeit in Worten und/oder Taten angegriffen, die Grenzen verletzt, sexuelle Übergriffe erfolgen etc. Die Abklärung, was und wie Gewalt – insbesondere in ihren Bezügen Frauen gegenüber – benannt werden kann, wie diese Gewalt in der Realität vorkommt usw., ist die Grundlage für eine Sensibilisierung gegenüber dem jeweils eigenen Verhalten der Buben/Burschen. So sehr diese Männerbilder auch im Wandel begriffen sind, so ist es dennoch wieder aufs Neue zu reflektieren und zu betonen, dass ein dominantes, über Frauen herrschendes und bestimmendes Verhalten und Männerbild dringend einer Änderung bedarf – ebenso wie gesellschaftliche Strukturen, die die Unterdrückung und Benachteiligung von Frauen aufrecht erhalten.

In der gemeinsamen Arbeit mit den Buben und Burschen ist es das Ziel, diese schädlichen Wirkungen von Männlichkeitsstereotypien erfahrbar und besprechbar zu machen und an deren Stelle emanzipatorische und gleichstellungsorientierte Bilder von Bub-/Bursch-/Mann-Sein in den Workshops zu entwickeln. Die Berücksichtigung von niederschwelligen Ansätzen, intersektionalen und transkulturellen Zugängen gehört hier zu den Querschnittsmaterien und Kompetenzen, um auch Gruppen zu erreichen, die als Reaktion auf Marginalisierung gewalthaltige ‚Protest Masculinities‘ entwickeln. Gleichzeitig zeigt die Erfahrung, dass in den Workshops auch Buben/Burschen von eigenen Gewalterlebnissen in der Familie berichten. Damit ist hier immer wieder auch ein unmittelbarer präventiver Zusammenhang im Bereich Gewalt gegen Frauen gegeben. Nach Möglichkeit wird auch die Zusammenarbeit mit der Mädchen- und Frauenarbeit und mit Opferschutzeinrichtungen gesucht.

Die im Projekt „Gewaltpräventive Buben- und Burschenarbeit“ budgetierten Mittel sollen dafür sorgen, dass das Know-How aus der Männer-/Burschenarbeit eine Breitenwirkung erzielt. Buben/Burschen sollen dabei lernen mit negativen Gefühlen gewaltfrei umgehen zu können, Formen von Gewalt erkennen können und eine klare Haltung gegen Gewalt an Frauen (und natürlich auch Männer) entwickeln. Die Palette der Maßnahmen ist hier jedenfalls an die lokalen Gegebenheiten, die Zielgruppen und den aktuellen Bedarf zu adaptieren, und kann von Workshop Angeboten, über Peer Angebote bis hin zu partizipativ durchgeführten Projekten reichen. Im Bedarfsfall können darüber hinaus auch Einzelgespräche und Beratungen für Burschen stattfinden.

Die Maßnahmen, die die gewaltpräventive Burschenarbeit umfassen, sind in diesem Bereich vielfältig und können etwa Folgendes enthalten:

  • Schulworkshops zur Gewaltprävention
  • Schulische Arbeit mit Buben (Sozialarbeit, Bubenstunden, ...)
  • Gewaltpräventive Workshops im außerschulischen Bereich
  • Arbeit mit geflüchteten Burschen in Einrichtungen
  • Beratungsangebote für Gewaltprävention (Jugendliche, Eltern, Bezugs- und Betreuungspersonen)
  • Präventive Antigewaltarbeit für Burschen im fortlaufenden Gruppensetting an einer Männerberatungsstelle
  • Gruppenarbeit mit Burschen deren Mütter in Frauenhäusern sind
  • Journaldienst für Jugendliche (Burschenberatung)
  • Niederschwellige Burschenberatung via Instagram und Messenger Dienste
  • Einzelberatung für Burschen
  • U.a.m.

 

Projekttyp
Projektzeitraum
2021-2025