Gewaltbereitschaft ist kein Männlichkeitsbeweis:
Der DMÖ setzt sich für gewaltfreie Männer- und Beziehungsentwürfe ein, die zu einem glücklichen, befriedigenden, authentischen und befreienden Leben führen.
Gewalt trifft auch Männer:
Der DMÖ macht offenkundige und versteckte Opfererfahrungen von Männern sichtbar.
Gegen Gewalt kann man(n) sich entscheiden:
Der DMÖ engagiert sich dafür, dass überall in Österreich fachlich qualifiziert mit Tätern gearbeitet wird.
Selbstwert statt Ego-Shooter:
Der DMÖ setzt sich für lebens- und liebenswerte Erkundungsräume für (alle) Burschen ein.
Statistiken zeigen deutlich, dass Gewalttaten besonders häufig von Männern begangen werden. Dies schließt Gewalt in Partnerschaften ebenso ein wie Gewalt im öffentlichen Raum, sexualisierte Gewaltformen, Stalking usw. Mediale Darstellungen, in denen Männer ihre Macht beweisen, indem sie sich nicht an gesellschaftliche Regeln halten, erfahren oft eine hohe und unhinterfragte Anerkennung. Das Überschreiten eines gesellschaftlichen „Gewalt-Tabus“ gehört in diesen Bereich. Bei männlichen Jugendlichen sind oft Wege und Möglichkeiten zur friedlichen, gemeinschaftlichen und gleichberechtigten Konfliktaustragung verstellt, und gerade Heranwachsende stehen unter Druck, sich gewaltbereit zu zeigen. Diese mehr oder weniger offen geduldete Gewaltbereitschaft bringt Anerkennung als „richtiger Kerl“, wobei die Gefahr besteht, dass diese als Lösungsstrategie lebenslang als Option in Erwägung gezogen wird. Trotz dieser deutlichen gesellschaftlichen Verbindung von Männlichkeit(en) und Gewalt in unserer Gesellschaft ist festzuhalten: Die meisten Männer verhalten sich nicht gewalttätig.
Gewalt zieht Leid für die Betroffenen nach sich. Die meisten Betroffenen von Männergewalt sind im häuslichen Bereich Frauen und Kinder, im öffentlichen Bereich andere Männer. Männergewalt erzeugt Leid und „Kosten“ auf Seiten aller Betroffenen: Kinder, Frauen, Männer, geschlechtlich non-konforme Personen (z.B. Transgender). Verurteilungen und Inhaftierungen hinterlassen darüber hinaus auch bei den Tätern selbst biographische Spuren und schmälern ihren Lebensspielraum.
Auch die Formen von Gewalt gegen Männer sind vielfältig: Sie sind Betroffene von sexualisierter Gewalt (z.B. bei Gewalt in kirchlichen- oder Erziehungsinstitutionen aber auch innerfamiliär), von Gewalt im öffentlichen Raum (z.B. als „Zufallsopfer“ durch Sport-Hooligans usw.), aber auch von Gewalt in Partnerschaften. Der Auftrag besteht, alle diese Erfahrungen ernst zu nehmen und Unterstützung zu geben. Bei den meisten Gewaltformen gegen Männer ist die überwiegende Zahl der Täter_innen wiederum ein Mann. Die Betroffenen empfinden sich oft selbst als „Schwächling“ bzw. betrachten sich als Verlierer in Auseinandersetzungen mit anderen Männern, deren gewalttätiger Charakter als „normal“ empfunden wird. Wenn Männer Gewalt durch eine Frau erleben (z.B. durch Vorgesetzte, Erzieherinnen, Partnerinnen etc.), kann dies besonders schambehaftet erlebt werden, da dies gängigen Vorstellungen von Männlichkeiten zuwiderläuft. Herrschende Männerbilder führen allerdings dazu, dass Männer wenig über diese Erfahrungen sprechen, häufig aus Angst dann nicht ernst genommen oder abgewertet zu werden. In der Folge sind männliche Betroffenen-Perspektiven in der öffentlichen Wahrnehmung stark unterrepräsentiert.
Neben der Leugnung und des Abstreitens von Gender-Aspekten bei Gewalt bestimmen häufig nur bestimmte Bilder von Tätern und Taten die öffentliche Wahrnehmung. Häufig werden mit „Tätern“ sozial benachteiligte Männer assoziiert, mit niedrigem Bildungsabschluss, Migrationsgeschichte, in der Stadt lebend etc. Andere Gewaltformen und Konstellationen von Betroffenen und Tätern werden damit unsichtbar gemacht.
Wofür sich der DMÖ einsetzt
- Der Zusammenhang von Geschlecht, gesellschaftlicher Position und Gewalt muss in seinen vielen Facetten betrachtet werden. Dabei gilt es insbesondere, den Einfluss von Männerbildern und Vorstellungen von „Mann Sein“ auf die Betroffenen- und Täter-Positionen zu berücksichtigen. Hier wird Forschung und eine davon abgeleitete Praxis benötigt, im Bereich der psychosozialen Angebote, Bildungsarbeit, Medienarbeit, etc.
- Positive gewaltfreie Bilder von Männlichkeit und Öffentlichkeitsarbeit mit breiter Wirkung.
- Das Bild männlicher Betroffenheit von – insbesondere sexualisierter – Gewalt ist im öffentlichen Bewusstsein noch nicht angekommen. Es gilt daher, die Öffentlichkeit in verstärktem Maße auf diese ungewohnten Zusammenhänge von Gewalt und Geschlecht aufmerksam zu machen.
- Für Männer, die Täter werden, sind ausreichend Angebote für psychosoziale Interventionen sowie Männerberatungsstellen einzurichten, um einen Beitrag zur Gewaltprävention und zum Opferschutz zu leisten.
- Für Männer, die Gewaltwiderfahrnissen in verschiedensten Formen ausgesetzt waren, bedarf es ebenso spezifischer Beratungs- und Therapieangebote, in denen Männer ernst genommen werden und offen und vertrauensvoll über ihre Erfahrungen und Erlebnisse sprechen können.