Caring Masculinities und Gewaltprävention

Elli Scambor

Fachkonferenz & Netzwerktreffen Männerberatung

Geschlechterreflektierte
Männerarbeit – wirkt, stärkt, spart!

16./17. September 2024  |  Wien

DOKUMENTATION

Inhalt

Geschlechterbezogene Gewalt und Männlichkeit sind eng miteinander verknüpft. Im Workshop wurden aktuelle Erkenntnisse rund um das Konzept Caring Masculinities (Fürsorgliche Männlichkeiten) und Gewaltprävention diskutiert und es wurden pädagogische Anwendungsansätze erarbeitet. Dabei wurden u.a. sogenannte Change-Agent-Ansätze vorgestellt, wie sie in mehreren EU-Forschungs- und Praxisprojekten angewandt wurden. Der Ansatz schaffte Möglichkeiten für Jungen* und Männer*, fürsorgliche Beziehungen zu anderen zu vertiefen. Dabei neue Konfliktmuster jenseits traditioneller Männlichkeitsanforderungen einzuüben, trägt besonders zur Gewaltprävention bei.

Caring Masculinities und Gewaltprävention

Eine Arbeitsgruppe mit einer Lecture von Elli Scambor, Moderation und Dokumentation von Dag Schölper und ca. 20 Teilnehmenden.

Geschlechterbezogene Gewalt und Männlichkeit sind eng miteinander verknüpft. Im Workshop wurden aktuelle Erkenntnisse rund um das Konzept Caring Masculinities (Fürsorgliche Männlichkeiten) und Gewaltprävention diskutiert und es wurden pädagogische Anwendungsansätze vorgestellt und diskutiert. Dabei wurden u.a. sogenannte Change Agent Ansätze vorgestellt, wie sie in mehreren EU – Forschungs- und Praxisprojekten angewandt wurden, z.B. CarMiA – Caring Masculinities in Action.1

Caring Masculinities schaffen Möglichkeiten für Jungen* und Männer*, fürsorgliche Beziehungen zu anderen zu vertiefen und so zu einer gesünderen und gerechteren Gesellschaft beizutragen. Gleichzeitig handelt es sich dabei um ein gewaltpräventives Konzept, denn der geschlechterbezogenen Gewalt wird über Sensibilitätserhöhung, Stärkung emotionaler Kompetenzen sowie Entlastung von risiko- und gewaltvollen Männlichkeitsanforderungen entgegengewirkt. Damit verstärkt sich bei Jungen* die Fähigkeit, krisenhafte Lebensepisoden ohne Gewalt bewältigen zu können. Erst wenn traditionelle Männlichkeitsanforderungen nicht mehr erfüllt werden müssen, wird Platz für alternative Lösungen von Konflikten geschaffen. Die Vermittlung von Caring Masculinities Konzepten in der pädagogischen Arbeit wird jedoch häufig übersehen. Deshalb wurden in diesem Workshop unterschiedliche Zugänge und konkrete Anwendungsbeispiele diskutiert.

In der Arbeitsgruppe wurden unter anderem Vereinbarkeitsbedingungen für Männer* die Care-Arbeit übernehmen diskutiert, vor allem auf Unternehmensebene.

Ebenso wichtig sind Aspekte der Selbstfürsorge und Gesundheitsförderung von Jungen* und Männern*.

Brisant war vor allem die Frage, wie einem Erstarken traditioneller, antifeministischer und gewaltförmiger Rollenbilder in der sogenannten Manosphere in den Sozialen Medien begegnet werden kann. Pick up Artists, INCELS, MGTOW, etc. bilden ein Netzwerk männlicher Resouveränisierung, das von Frauenverachtung und Misogynie gekennzeichnet ist. Diese Szene erreicht vor allem unter jungen Menschen. In der Arbeitsgruppe wurden Ideen dazu ausgetauscht, wie den misogynen Narrativen begegnet werden kann. Wir müssen Ressourcen bündeln und stärker als bisher Social Media Arbeit angehen, die Geschlechtergerechtigkeit, Gewaltprävention und friedvolle Konzepte von Männlichkeit adressiert.

1 https://www.boys-in-care.eu/ , https://ecarom.eu , https://www.dissens.de/projekte/aktuelle- projekte/carmia-caring-masculinities-in-action

Elli Scambor

Elli Scambor, Soziologin Mag.a, Geschäftsführerin des Instituts für Männer- und Geschlechterforschung (www.genderforschung.at), Preisträgerin des Käthe-Leichter-Preises für Gender Studies, Koordinatorin zahlreicher internationaler Studien, Lehrbeauftragte an Universitäten in Graz und an der Fachhochschule Kärnten, Stellevertretende Vorstandsvorsitzende im Dachverband Männerarbeit Österreich (DMÖ).

Fotos


 Graphic Recording von Dag Schölper