Traditionelle Männlichkeit ist lebensgefährlich
Der DMÖ zeigt lebensfreundliche Alternativen.
Für Prävention, die ankommt:
Der DMÖ unterstützt Initiativen zur Förderung des Gesundheitsbewusstseins in allen Männermilieus.
Selbstsorge statt Selbstzerstörung:
Der DMÖ fördert Gesundheits-, Beziehungs- und Risikokompetenz von Männern.
Mehr als Maschinen, die reibungslos funktionieren:
Der DMÖ engagiert sich für eine Vorstellung von Gesundheit, die dem Leben gerecht wird.
Männergesundheit ist ein wichtiges gleichstellungspolitisches Thema, was Kosten, Privilegien und Unterschiede zwischen Männern betrifft. Dabei springen zunächst vor allem die Kosten von Männlichkeit(en) ins Auge: Unterschiedliche Daten weisen auf eine Reihe von Problemen im Bereich der Männergesundheit hin, wie z.B. die in Österreich um etwa 5 Jahre geringere Lebenserwartung von Männern im Vergleich zu Frauen oder die signifikant höheren Raten bei Lungenkrebs, Unfällen, Suiziden, Alkohol- oder Suchterkrankungen.
Dies steht in engem Zusammenhang zu gesellschaftlichen Erwartungen an Männer: Ein sorgfältiger und vorsorgender Lebensstil wird abgewertet. Es dominieren (mediale) Männerbilder von Härte und Unverwundbarkeit. Schimpfworte wie „Warmduscher“ oder „Kurvenbremser“ zeigen diesen Druck auf Männer, sich stets hart und risikobereit zu zeigen. In der Folge überschätzen Männer die eigene Belastbarkeit. Gesundheitliche Überlegungen spielen eine untergeordnete Rolle. Riskante Verhaltensweisen in verschiedenen Lebensbereichen (Arbeit, Sport, Ernährung, Straßenverkehr etc.) spielen bereits bei männlichen Jugendlichen eine wichtige Rolle, um sich als „richtiger Kerl“ wahrzunehmen und zu zeigen.
Die Unterschiede zwischen verschiedenen Gruppen von Männern sind zentral, was die gesundheitlichen Kosten von Männlichkeit/en betrifft: In vielen Gesundheitsbereichen ist der „soziale Gradient“ bei Männern stärker ausgeprägt als bei Frauen, d.h. gesellschaftliche und soziale Ungleichheiten wirken sich besonders stark auf den Gesundheitszustand bestimmter Gruppen von Männern aus. Z.B. unterscheidet sich die Lebenserwartung von Männern in privilegierten gesellschaftlichen Positionen nur wenig von jener der Frauen. In sozioökonomisch schlechter gestellten Bevölkerungsgruppen liegt die Lebenserwartung von Männern aber umso deutlicher unter jener der weiblichen Vergleichsgruppen. Die höchste Gesundheitsbelastung tragen sozial benachteiligte männliche Zielgruppen, wenn traditionelle Männlichkeitsvorstellungen und z.B. knapper Wohnraum, geringe finanzielle Mittel, gesundheitsabträgliche Arbeitsbedingungen usw. zusammenwirken.
Privilegien für Männer im Hinblick auf Gesundheit können dort gesehen werden, wo es im Not- oder Ernstfall einen „Bonus“ für Männer im Gesundheitssystem gibt. Damit ist gemeint, dass bei männlichen Patienten mehr Apparatemedizin zum Einsatz kommt als bei Frauen oder bei Rettungseinsätzen die Anlässe ernster genommen werden. Hinsichtlich gesundheitlich relevanter körperlicher Normvorstellungen ist bei Männern auch Übergewicht eher akzeptiert und wird weniger gesellschaftlich abgewertet als bei Frauen. Jedoch wächst der Druck auf Männer, dem Schönheitsideal des jugendlich muskulösen Mannes zu entsprechen und dem Markt für diverse Gesundheits- und Kosmetikartikel steigende Umsätze zu bescheren. Diese Pflicht zur körperlichen Selbstoptimierung lenkt die gesellschaftliche Aufmerksamkeit in Sachen Männergesundheit von wesentlich dringenderen Problemen ab.
Wofür setzt sich der DMÖ ein?
Im Bereich der Männer- und Burschengesundheit ist zunächst eine grundsätzliche gesellschaftliche Wahrnehmung der Problematik vonnöten, sowie gezielte Aufklärungsarbeit, in welcher die Kosten bestimmter Ideale von Männlichkeiten klar benannt werden. In weiterer Folge geht es darum, Aktivitäten zu verstärken, die Männergesundheit nachhaltig fördern, wie etwa:
- Mehr Präventionsprogramme für Buben/Jungen/junge Männer mit zielgruppengerechter Herangehensweise, wie z.B. Beschäftigung mit Risikokompetenz als Katalysator für Gesundheits-Themen
- Betriebliche Gesundheitsförderungsprojekte, insbesondere für Männer im Niedriglohnbereich
- Die Entwicklung positiver Männer-Gesundheitsbilder, welche Ressourcen von Männern aufgreifen
- Verstärkte Interventionen im Bereich der psychischen Gesundheit, etwa durch den landesweiten Aus- und Aufbau von Männerberatungsstellen, sowie Aus- und Fortbildungen von psychosozialen Fachkräften im Feld der Männerberatung
- Lücken schließen beim Zugang zur Gesundheit für sozial benachteiligte Zielgruppen. Dabei gilt es auch, niedrigschwellige Zugänge zu schaffen, mögliche Sprachbarrieren zu überwinden und Ansätze für Health Literacy bei Männern zu entwickeln
Diese Zugänge bedürfen eines integrativen Blickwinkels hinsichtlich Frauengesundheit, der regionalen Perspektive, Aspekten der sozialen Ungleichheit usw., um nicht neue Einseitigkeiten zu produzieren oder bestehende Ungleichheiten unbeabsichtigt zu fördern.